Das Hirtenleben Nordtibet ist auf dem Qinghai-Tibet-Plateau geprägt von weitläufigen Wüsten und Grasländern, auf denen riesige Nomadenherden weiden. Das Gebiet ist nur spärlich besiedelt, weshalb auf einer Strecke von hunderten Kilometern unter Umständen nur ein Lager zu finden ist. In Gegyai gibt es 5 Hauptstämme, darunter Changdui, Lhoma und Baco. Jeder dieser Stämme besteht aus 70-100 Haushalten. Zusätzlich siedeln hier verschiedene kleinere Stämme wie die Sadegu, die aufgrund ihrer Herkunft aus Amdo oder Kham auch Khamgegyi genannt werden. Die Bewohner der wunderschönen nordtibetischen Landschaft haben sich vor 1.000 Jahren hier angesiedelt und perfekt an das unwirtliche Klima angepasst. Das gesamte Leben der Nomaden ist auf ihre Herden ausgelegt, sodass sie ihre Yaks “Norbu” – Schatz - nennen. Sie ernähren sich nicht nur von Fleisch und Milch der Tiere, sondern stellen einen großen Teil ihrer Ausrüstung aus den Schlachtresten her. Da das Yak im Leben der Nomaden eine solch zentrale Rolle spielt, ist es auch in der Kunst vertreten, so findet man Wandmalereien und Schnitzereien mit dem imposanten Tier. In der Religion ist sein Einfluss ebenfalls sichtbar, zum Beispiel wird in den Klassikern der Bön beschrieben, wie Yaks vom Himmel auf den Berg Gangdise kamen und einer der buddhistischen Krieger wird mit Yakkopf dargestellt. Die tibetischen Hirten lieben ihre Tiere und ziehen neben Yaks und Schafen auch Pferde auf. Jedoch nicht aus wirtschaftlichen Hintergründen, sondern als Ausdruck ihres Reichtums. Ein Mann, der kein Pferd reitet, wird nicht geachtet, bei Pferderennen wird die Eleganz der Tiere ausgiebig bewundert und bringt ihren Besitzern Ansehen. Schafe werden hingegen aus wirtschaftlichen Gründen gehalten, für ihr wertvolles Fleisch und die Wolle. Vor 1951 wurde Wolle nach Indien und Nepal gehandelt, im Tausch für Kleidung, Reis, Zucker, Früchte und andere Alltagswaren. Nach 1951 wurde dieser Handel durch Hilfen der chinesischen Regierung ersetzt. Hirten in Gegyi schlachten ungern Schafe im Alter zwischen einem und vier Jahren, genauso selbst aufgezogene Tiere. Sollte ihnen dennoch keine andere Wahl bleiben, töten sie das Schaf ohne Messer. Bevor das Messer bei Schlachtungen benutzt wird, singen Tibeter das 6-silbige Mantra und berühren mit einem Gebetsröhrchen ihre Stirn. Beim Schlachten soll möglichst kein Blut auf ihre Brust tropfen, Frauen sollen ganz wegbleiben. Eine Schlachtung findet im allgemeinen am 15. und 30. jeden Monats statt, lediglich im Oktober und November wird pro Woche ein Schaf geschlachtet, um Fleisch für den Winter einzulagern. Die Innereien werden zuerst verzehrt, während das Fleisch von Hautlappen umwickelt in der Kälte eingefroren wird. Die Brust des Tieres wird als das qualitativ beste Stück angesehen und daher vor allem Gästen und Älteren oder Männern angeboten. Die Lungen hingegen gelten als Hundefutter. Bräuche Heirat Hochzeiten in Gegyai werden weiterhin von den Älteren einer Familie arrangiert. Ein verheiratetes Paar verlässt das Haus der Familie erst, wenn es ein oder zwei Kinder hat. Der jüngste Sohn zieht sogar nie in ein eigenes Haus und versorgt die Eltern im Alter weiter. Desang Am 15. Tag des 8. tibetischen Monats versammeln sich die Einheimischen jedes Jahr, um das Opferritual Desang abzuhalten. Hierfür legen sie am Morgen ihre beste Kleidung an und begeben sich zur Huldigung Buddhas auf nahe Berge oder in Klöster. Geopfert werden dabei Gras, geröstete Hochlandgerste (Zanba) und Gerstenwein, um für eine gute Ernte zu bitten. Tänze Der Zhogoshie Tanz wird zu Neujahr vom späten Nachmittag bis zur Morgendämmerung abgehalten und verzeichnet bis zu 100 Teilnehmer, von denen einige Männer den Gesang leiten und der Rest tanzt. Danach tun die Frauen es den Männern gleich und bewegen sich dabei im Uhrzeigersinn. Mit der Geschwindigkeit erreichen auch Gesang und Tanz ihren Höhepunkt. Geistliche Im Qoiling Kloster, dem größten der Gegend, residierte der Abt der Garyu Sekte und war so berühmt, dass nach seinem Tode für seine Reinkarnation eine große Spendensammlung durchgeführt wurde. Dies zeigt die starke Verbundenheit der Tibeter mit ihrer Religion. |